Die chemische Gefahr aus China

Über 8.500 Stoffe können in Kosmetika stecken

Kinderkosmetik muss eine Anforderung erfüllen, um Kinderzeitschriften beigelegt zu werden: Sie darf nicht viel kosten. Deswegen wird diese Schminke aus China oder anderen Billiglohnländern importiert. Das wäre nicht schlimm, wenn die Lebensmittelkontrolleure, die auch für Kosmetika zuständig sind, nicht immer wieder in Deutschland verbotene Stoffe in der Kosmetik finden würden: giftige Farbstoffe mit Abkürzungen wie CI 45170 (Rhodamin B – auch Brillantrosa, Rosazein oder Tetraethylrhodamin genannt) oder CI 42535 und CI 15585 etc. pp.

Über 8.500 verschiedene Inhaltsstoffe können in Kosmetika stecken. Anders als bei Lebensmitteln ist es gesetzlich nicht vorgeschrieben, was in Lippenstift und Co enthalten sein darf. Statt einer Positivliste existieren nur Listen mit verbotenen Stoffen, die ca. 1.400 Substanzen umfasst. Häufig verbergen sich in Kosmetika Gifte, die unfruchtbar machen und sogar Krebs auslösen können. Selbst Experten können die Bestandteile von Cremes und Pudern nicht bestimmen und die staatlichen Lebensmittelkontrolleure hinken der Entwicklung noch weiter hinterher. Sie können unter den vielen Millionen Kosmetik-Produkten, die in Deutschland verkauft werden, nur Stichproben machen und noch nicht einmal Testen ob eine der 1.400 verbotenen und für die Gesundheit schädlichen Substanzen in dem Produkt enthalten ist – sie müssen sich auf wenige Stoffe beschränken, die sie testen können.

Ein Großteil der Kosmetik wird mittlerweile in China hergestellt.
Dazu die Reportage “Ungeschminkt – Die schmutzige Welt der Kosmetik”

Die zunehmende Macht der Allergene

Aber auch die nicht verbotenen Stoffe in Kosmetika können Allergien auslösen. Allein in Deutschland hat sich die Häufigkeit allergischer Reaktionen innerhalb nur einer Generation fast verdoppelt, die Ursachen stellt Forscher und Ärzte vor Rätsel. Nachgewiesen ist, dass manche Menschen auf bestimmte Inhaltsstoffe in Kosmetika allergisch reagieren – zum Teil sehr heftig. In Lidschatten und Lippenstiften können Chrom VI und Spuren von Schwermetallen enthalten sein. Weichmacher, die schon in manchem Kunststoff für Negativschlagzeilen sorgten, fanden sich auch in Kosmetik-Artikeln. Sie stehen im Verdacht Krebs zu erregen und Männer unfruchtbar zu machen.Auch Konservierungsmittel wie zum Beispiel “Alcohol Denat” (billiger vergällter Alkohol – wie z. B. Spiritus) können Reizungen hervorrufen. In schwarzen Henna-Tattoos kann das hochgefährliche Allergen Para-Phenylenediamin stecken. Aber auch die Duftstoffe und vor allem die Mischungen aus verschiedenen (oftmals billigen) Duftstoffen kann Allergien auslösend wirken. Rund 2500 bis 3000 verschiedene Duftstoffe sind bekannt. Sie gelangen über die Haut oder die Atemwege in den Körper und haben ein hohes allergenes Potenzial – über eine Million Bundesbürger reagieren auf Duftstoffe allergisch. (Siehe Link zum BVL)

Werden Kunden zu Versuchskaninchen?

Allergien durch Kosmetika sind sogenannte Kontaktallergien: Rötungen der Haut, Bläschen, Schwellungen oder Juckreiz sind die Symptome. Allerdings bringen viele Patienten die Symptome nicht in Verbindung mit bestimmten Pflegeprodukten oder Make-ups. Denn eine Hautveränderung tritt frühestens nach 24 Stunden auf. “Die wenigsten machen sich klar, dass man viel weiter mit seinem Gedächtnis zurückwandern muss, um die Ursache zu finden”, erklärt der Dermatologe Axel Schnuch von der Universitäts-Hautklinik Göttingen.Für die behandelnden Ärzte ist die Diagnose auch deshalb schwierig, weil immer wieder neue, noch unbekannte Inhaltsstoffe auftauchen. “Die Identifikation eines Stoffes als Allergen ist also nicht nur aus diagnostischer Sicht von Bedeutung, sondern auch aus epidemiologischer und gesundheitspolitischer Sicht”, sagt Axel Schnuch. Um neue Stoffe zu identifizieren, sei eigentlich eine “kontinuierliche Überwachung der Situation in der Bevölkerung” notwendig, meint der Dermatologe.